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Linie 31

Im Jahre 1904 schlossen sich die Gemeinden des Lockwitztales zu einem Gemeindeverband zusammen. Dadurch wurde der Bau einer Straßenbahn zwischen Kreischa und Dresden-Niedersedlitz möglich. Der bis dahin bestehende Postkutschenverkehr im Lockwitztal entsprach nicht mehr den wachsenden Verkehrsbedürfnissen.

Am 15. August 1905 wurde der Bahnbau begonnen und schon am 2. März 1906 erfolgte die Abnahmeprüfung durch den „Königlichen Kommissar“ für elektrische Bahnen.

Den darauffolgenden Tag nahm die Lockwitztalbahn mit 6 Triebwagen und 2 Beiwagen, die zur Personen-, Güter- und Postbeförderung dienten, den planmäßigen Betrieb auf. Die 9,15 km lange eingleisige Strecke besaß 5 Ausweichstellen zum Kreuzen von Zügen und eine Spurweite von 1 m. In Kreischa entstand der Betriebshof.

Im Eröffnungsjahr beförderte die Bahn 372.000 Personen, im Jahr 1912 sogar schon 554.000. Bis zum 1. Weltkrieg entwickelte sich der Verkehr gut. 1908 wurde sogar eigens zur Postbeförderung ein Postwagen beschafft, weitere Trieb- und Beiwagen kamen hinzu.

Mit Beginn des 1. Weltkrieges begannen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Bahn, die sich bis in das Jahr 1941 hinzogen. Ab diesem Jahr übernahm dann die Sächsische Straßenbahn Dresden die Lockwitztalbahn, sie war somit kein eigenständiges Unternehmen mehr. Fortan trug sie nun die Linien-Nummer „31“.

Der 2. Weltkrieg hinterließ durch die Lage außerhalb Dresdens an der Bahn keine Schäden. Doch durch Stromausfälle konnte sie vom 23. – 27. April 1945 und vom 7. – 15. Mai 1945 nicht fahren.

Nach dem Krieg verschlechterte sich der Zustand der Bahn erheblich. Besserung trat erst ab 1951 ein, als die Fahrzeuge überholt und ihre elektrische Ausrüstung verstärkt, Gleise und Weichen instand gesetzt wurden. Die Bahn lief nun unter der Regie der Dresdner Verkehrsbetriebe.

1956 untersuchte man zum ersten Mal die Umstellung der „31“ auf Busbetrieb. Doch mit täglich 10.000 Fahrgästen war die Straßenbahn damals noch wirtschaftlich überlegen. So zuckelte die „31“ weiter durchs Lockwitztal.

Im Jahre 1968 begann dann nochmals die Verjüngung des Wagenparks. Acht Triebwagen aus Erfurt und acht Beiwagen der Dresdner Bahn wurden generalüberholt und gelangten in grün-beiger Farbgebung zur Kreischa-Bahn. So wurde sie manchmal scherzhaft „Laubfrosch“ oder „Wiesenrumpel“ genannt.

An eine Einstellung der Bahn wurde nun nicht mehr gedacht, es waren sogar ab 1974 moderne Tatrabahnen geplant. Dafür begann man an der Hummelmühle ein neues Unterwerk für eine bessere Stromversorgung zu bauen.

Doch die Freude über eine moderne Zukunft zerschlug man ab 1976. Angeblich rentierte sich der Bahnbetrieb wegen des anhaltenden Fahrgastrückgangs nicht mehr. Man vernachlässigte die gesamte Unterhaltung der Bahn, das Unterwerk an der Hummelmühle wurde nie fertig.

So kam der 18. Dezember 1977, der letzte Betriebstag der Straßenbahn. Es war für den Großteil der Bevölkerung kein Freudentag. Viele hatten mit Eingaben und Beschwerden um ihre Bahn gekämpft.

Um 8.57 Uhr ging die letzte Fahrt von zwei vollbesetzten Straßenbahnzügen Richtung Niedersedlitz. Zuvor hatte die Stasi zahlreiche schwarze Fahnen an der Strecke beseitigt. Das ganze Lockwitztal von Kreischa bis Niedersedlitz war auf den Beinen, um seiner „31“ das letzte Geleit zu geben. In Niedersedlitz verabschiedeten eine große Menschenmenge sowie die Eisenbahner des Bahnhof Niedersedlitz die Lockwitztalbahn. Eine Rangierlok der Deutschen Reichsbahn gab von der Bahnhofsbrücke laut und lange ihren Abschiedspfiff. Die Lockwitztalbahn bimmelte ab, das letzte Mal Richtung Kreischa.

In einer Feierstunde vor dem Betriebshof Kreischa gaben die vielen Menschen Kreischas und der Umgebung ihren Unmut über den Verkehrsträgerwechsel kund. So waren die Verantwortlichen froh, als die Veranstaltung vorbei war.

Quelle: Artikel des Fördervereins Lockwitztalbahn e.V.; Bote vom Wilisch 2002